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Tour

Samstag, 10. September 2005

Krista im Sueden

Die Tour hier verläuft momentan sehr nett. Gestern waren wir bei zwei Betrieben in BaWü (ein Landschaftsgärtner und ein Brauer). Beide mit einem eigentlich positiven Feedback für unsere Mittelstandspolitik. Andererseits scheint es der Gegend hier generell sehr gut zu gehen, auch finanziell. Da haben wir im Norden mehr Probleme.

Die Brauerei war besonders faszinierend. Nicht nur wegen dem Bier, sondern auch wegen der Einstellung des Brauers. Er ist in Familientradition dort am Werk, sein Urgrossvater und vier seiner dreizehn Brüder haben als Brauer angefangen. Die Brauerei ist also seit über 100 Jahren im Geschäft. Und während die anderen inzwischen entweder aufgekauft wurden oder nach einer Pleite in eine Volks-AG (jeder Aktieninhaber bekommt keine Dividende, aber pro Aktie fünf Kästen Bier pro Jahr), floriert sein Geschäft. Er hat sich einerseits früh auf ökologische Prozesse konzentriert, andererseits wird die Heimatverbundenheit als Stärke genutzt.

Der ganze Betrieb mit über 30 Angestellten produziert in zwei Wochen nur eine grosse Tonne mit Restmüll, nutze neue Brauverfahren, die den Energieverbrauch und damit die Kosten um zwanzig Prozent senken und seine eigen Fahrzeugflotte zum Ausliefern des Bieres fährt mit Bio-Diesel. Letzteres macht sich besonders in der letzten Zeit sehr bemerkbar.

Mit neun anderen Brauern hat er ausserdem ein lokales Bündnis geschlossen. Es werden nur Zutaten aus der Region verwendet, die Produkte nur lokal vertrieben. Obwohl das Bier sehr gut schmeckt (wir haben einen Kasten hinten im Bus) wird es nur im Umkreis von 50 Kilometern um die Brauerei vertrieben.

Inzwischen wird das Bier auch bei Norma vertrieben, also einem der harten Discounter in der Region. Allerdings zum Discount-Preis, sondern für über dreizehn Euro. Und verkauft sich auch nicht schlecht, obwohl es neben den billigen Bieren für nicht mal die Hälfte des Preises steht.

Abends hatte wir dann einen große Veranstaltung in Kempten, schon in Bayern. Nachmittags war Edmund Stoiber im Ort, aber da inzwischen nicht mehr die Sonne unser Begleiter war, sondern eher der Platzregen, ist seine Open-Air-Show baden gegangen. Er soll einen ziemlich griesgrämigen begossenen Pudel abgegeben haben.

Unser Termin war zum Glück Indoor geplant, und auch recht gut besucht. In der folgenden Diskussion zeichnete sich allerdings ein Bild ab, für das wir auch vorher schon viele Hinweise bekommen haben. Krista nennt es immer "schwarz wählen und rot-grün kassieren".

Es gibt hier enorm viele Bauern, die nicht mehr Landwirte sondern Energiewirte sind. Biomasse Anlagen sind anscheinen ein echter Renner hier im "Ländle". Und auch auf enorm vielen Dächern gibt es Solaranlagen, primär Photovoltaik. Wird sind echt ins grübeln gekommen, ob unser Plakat doch keine Montage ist. Ein solches Dorf wäre hier zumindest vorstellbar. Nur der lokale CDU-Abgeordnete hat keine: "Die Förderung wird doch nach der Wahl von uns eh wieder abgeschafft".

Das haben die Bauern hier unten mit den Bauern an der Küste gemeinsam. Neben der normalen oder auch schon ökologischen Landwirtschaft werden die erneuerbaren Energien zu einem zweite und wichtigen Standbein. Doch die Einsicht, das es diese Entwicklng auch weiterhin mit starken Grünen geben wird, ist noch nicht da. Obwohl von vielen bei Veranstaltungen oder Infoständen in BaWü schon mal die Frage nach schwarz-grün kommt. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor "den Schwarzen", bis die in der Gegenwart angekommen sind und inhaltlich für uns als Koalitionspartner in Frage kommen.

Heute war dann eher ein Frauenpolitischer Tag. Zuerst ein Ladies Lunch in Regensburg. Im Innenhof eines alten Klosters, das inzwischen das historische Museum der Stadt darstellt. Aktuell mit einer spannenden Ausstellung über die Römer während deren Zeit in Regensburg.

Neben dem grünen Direktkandidaten (der im Gegensatz zu BaWü explizit nur um die Zweitstimme geworben hat) waren viele Frauen aus Verwaltung, öffentlichem Leben und den Vereinen anwesend, also in erster Linie die Multiplikatorinnen. Für eine der Damen war die Darstellung von Kirchhof und seinem Familienbild anscheinend zu viel, denn sie hat sich nach einem Schächeanfall erst einmal setzen müssen.

Aber auch bei vielen anderen Frauen gibt es anscheinend Bedenken gegen Angela Merkel und ihre eventuelle Frauenpolitik. Zumindest haben das diverse Nachfragen aus der Runde und die anschliessenden Gespräche an den Tischen nahe gelegt. Mal sehen, was diese Entwicklung für unser Wahlergebnis hier unten bedeutet.

Apropos, die aktuellen Hamburger Zahlen legen ja einen momentane Konzentration auf die beiden grossen Parteien nahe. Die Auswirkungen des Duells scheinen sich da bemerkbar zu machen. Ich bin ja wirklich gespannt, wie das Ergebnis am 18. September aussehen wird. Und dann noch zwei Wochen, bis auch die angeblich so Frustrierten in Dresden endgültig die Wahl entschieden haben. Es gibt anscheinend doch einen strafenden Gott, zumindest wenn man dran glaubt.

Nachmittags waren wir in Straubing, einem der schwärzesten Bezirke Bayerns. Die lokalen Grünen sind recht interessant. Es gibt dort einen Kieler Kriminalbeamten, der nach seiner Pensionierung in den aus diversen Urlauben so bekannten Süden gezogen ist. Allerdings ist die Lage für einen Grünen in Straubing nicht so ganz einfach. Zum einen ist der politische Umgangston wesentlich härter. Wer hier als "Faulpelz" bezeichnet wird, sollte sich nicht beleidigt zurückziehen und auf hanseatische Tugenden berufen, sondern es in gleicher Sprache zurück liefern.

Doch seit dieser rüstige Pensionär nicht nur ein paar mal beim Eisstock-Schiessen gewonnen hat, sondern auch noch die lokalen Meisterschaften gewonnen hat, geht es voran. Bei den Landtagswahlen hat er auch als Direktkandidat einiges an einiges an Stimmen bekommen und die Grünen haben sich selbst in dieser tiefschwarzen Region von zwei auf fünf Prozent verbessert.

Ähnliches habe auch die Gespräche am Infostand hier ergeben. Nicht immer freundlich, aber oft zumindest ein wenig interessiert. Und bei einzelnen Themen gab es zumindest an einigen Stellen Zustimmung, obwohl sich dieses wohl kaum auf die Wahlentscheidung auswirken wird.

Inzwischen sind wir auch in Erding angekommen. Hier wird eine weitere Veranstaltung zum Thema der Frauenpolitik stattfinden. In einem doch recht grossen Bioladen. Es sind auch schon viele Frauen anwesend, vereinzelt auch Ehemänner.

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